Geschichte

Die Chronik 1963 berichtete einleitend über die landschaftliche und berufliche Herkunft unserer Familie. Ihr weiterer Lebensweg seit dem 15. und 16. Jahrhundert möchte in der neuen Chronik dargestellt werden, indem zusätzlich von ein paar Besonderheiten ihrer Entwicklung berichtet wird. Herkunft und Gestalt unserer Familie wird dadurch deutlicher.

Das Dorf Kirchbach

Paul Kirchbach (1) war der erste unseres Namens, der 1490 urkundlich erwähnt wurde. Aus seinen Söhnen Paul, Matthes und Peter wuchsen sodann die drei Hauptstämme der Kirchbachs. Während der jüngere Hauptstamm des Peter Ende des 17. Jahrhunderts ausstarb, wuchsen der Ältere und Mittlere Hauptstamm des Paul und Matthes weiter bis in unser Jahrhundert hinein. Bürgerliche und adelige Äste, Zweige und Häuser dieser beiden Stämme legen davon Zeugnis ab und geben unserer Chronik ihren Inhalt, wobei der Ältere Hauptstamm sich deutlich stärker entwickelte.

Jonas Kirchbach (25) war es, der im Älteren Hauptstamm in der 6. Generation nach Paul I das Adelsprädikat erwarb, das für den weitaus größten Teil unserer Familien den Namen „von Kirchbach“ prägen sollte. Er war von 1647 – 1674 Kursächsischer Amtsverwalter und Schösser in Zadel ostwärts Meißen. Dort hat er sich – gemäß dem Orgelgestiftsbuch der Kirchengemeinde – sehr verdient gemacht. So steht geschrieben: „Als eine fromme, christliche Persönlichkeit, die nur das eine Bestreben hat, durch ihr irdisch Tagwerk dem himmlischen Herrn und seiner Sache zu dienen, erscheint der Jurist, Gerichtsherr Jonas Kirchbach“. Jonas ließ die – von den schwedischen Truppen arg verwüstete – Kirche von Zadel zwischen 1655 und 1656 reparieren, eine neue Orgel erstellen und das Organistengehalt vermehren. Für diese guten Taten wurde Jonas am 26. Juli 1663 durch den Kaiser in Wien mit der Erhebung in den Rittermäßigen Reichsadelsstand als „von Kirchbach auf Lauterbach“ ausgezeichnet. Dazu erinnern wir uns, dass er 1656 sein Gut Diera nahe Zadel verkauft hatte und dafür Schloss Lauterbach nahe Radeburg/Sa. erwarb.

Schloss Lauterbach am Familientag in Meißen, Sept. 2019

Mit soldatischen Tugenden und Verdiensten waren weitere Adelserhebungen, mit denen kirchbachsche Familienangehörige ausgezeichnet wurden, in den zurückliegenden Jahrhunderten begründet. Vetter Graf Günther (376) hat dazu in seinen umfangreichen Niederschriften zur Familiengeschichte manch interessante Erläuterung festgehalten. Daraus sind hier zur Erweiterung der Daten in der 63er Chronik Einzelheiten aufzuzeigen.

Von den 11 Kindern, die Jonas (25) mit seiner Anna Dorothea hatte, verließen 5 Söhne das sächsische Heimatland. Hans Romanus (32) und Hans Gustav (121) kauften sich in Sachsen-Altenburg ein und Hans Haubold (26), Hans Gotthelf (51) und Hans Julius (117) traten als Soldaten in schwedische Dienste ein und gelangten dadurch in Vorpommern zu Landbesitz.

Hans Julius (117) wurde als kgl. schwedischer Offizier anlässlich seiner Verabschiedung als Generalleutnant vom schwedischen König am 18.6.1720 mit dem Freiherrntitel geehrt. Als seine beiden Söhne 1750 und 1800 ohne Erben gestorben waren, übernahm der Enkel von Hans Gotthelf (51) Hans Julius (54) 1800 „stillschweigend“ den Freiherrntitel seines Vetters Hans Friedrich Wilhelm (118). Der Sohn von Hans Julius (54) Karl Julius (56) ließ sich sodann als preußischer Offizier am 8.2.1836 die preußische Freiherrnwürde durch den preußischen König für sich und seine Geschwister bestätigen, wodurch die Pommersche Freiherrnlinie gefestigt wurde.

Der dreifache Ur-Enkel von Jonas (25) Ferdinand (138) übersiedelte als Offizier in österreichische Dienste. Vetter Graf Günther berichtet von ihm und seiner Familie, „daß er sich des österreichischen Freiherrntitels bediente zum Unterschied von dem neugeschaffenen Militär- und Beamtenadel“. Seinem Sohn Carl (139) und dessen drei Geschwistern gestattete sodann der Kaiser von Österreich mit Entschluss vom 31.5.1909 die offizielle Führung des Freiherrntitels mit dem Prädikat „auf Lauterbach“. Carl (139) stieg noch eine Adelsstufe höher, als ihn der Kaiser von Österreich in Anerkennung seiner Leistungen während des 1. Weltkrieges am 8.12.1917 in den österreichischen erblichen Grafenstand erhob. Hier ist zu bemerken, dass Carl (139) 1917 in dem gleichen Raum der Nordwest-Ukraine als Armee-Führer eingesetzt war, in dem Harry (150) 1944 mit seiner Division kämpfte. Schließlich ist noch aus dem Mittleren Hauptstamm über den 3., den preußischen Stamm zu berichten. In der 9. Generation nach Matthes (346) verließ Johann Ernst (367) Sachsen und trat als Soldat 1760 in preußische Dienste ein. Seit dem 31. Oktober 1781 wurden er und seine Nachkommen in den preußischen Ranglisten als „von Kirchbach“ geführt. Sein Enkel Hugo (372) erwarb sich hohe soldatische Verdienste und wurde als königl. preußischer General der Infanterie am 3.2.1880 in den preußischen Grafenstand, erblich nach dem Rechte der Erstgeburt in der männlichen Linie, erhoben.

Kehren wir noch einmal zurück zu den Hinweisen, dass kirchbachsche Vorfahren das Sachsenland verließen, um dann anderen Orts sesshaft zu werden, Güter zu kaufen oder zu pachten. Vornehmlich im schwedischen und preußischen Vorpommern waren es – wie erwähnt – die Söhne des Jonas und ihre Nachkommen, die neben ihrem Soldatenberuf als Landwirte in den verschiedensten Orten tätig waren. In der sächsischen Heimat waren es drei Besitzungen, mit denen der kirchbachsche Name verbunden war. Der Bruder von Jonas Gottfried (316) erwarb das Gut Tauschwitz im Elbe-Bogen südostw. Torgau im Jahr 1650. Doch schon nach 130 Jahren musste seine Familie den Landbesitz wieder aufgeben. Wenig später war der Stamm Tauschwitz ausgestorben. Auch die Landerwerbungen des Jonas und seines Sohnes Hans Gustav (121) blieben nur im Adelsprädikat des „von Kirchbach auf Lauterbach“ und in den Stamm- und Linienbezeichnungen unseres Stammbaumes erhalten. Wurde doch Lauterbach schon wieder im Jahre 1709 von Hans Gustav (121) verkauft und dafür das Rittergut Selka nahe Schmölln im heutigen Thüringen erworben. Sein Sohn Hans Gottlob (130) hatte mit seiner Frau Renate, geb. von Naundorff 19 Kinder, davon 9 Söhne und 10 Töchter. Da jedoch keines der Kinder Selka nach dem Tode des Vaters 1807 übernehmen konnte oder wollte, wurde es schließlich im Jahre 1816 versteigert. Bald darauf gelangte es in den Besitz der Familie von Thümmler. Damit endete auch im Stamm Lauterbach die Zeit kirchbachschen Landbesitzes.

Petrus v. K.

Wir wollen die Einleitung unserer 98er Chronik mit dem Hinweis auf die eingefügte Bildreihe unserer Basen und Vettern zuendeführen, die sich in den zurückliegenden Jahrzehnten durch ihren ganz persönlichen Einsatz für das Leben unserer kirchbachschen Familie verdient gemacht haben. Indem sie unsere Chronik schmücken, wollen wir sie ehren und ihnen danken. In gleicher Weise soll die Tafel unserer Familienverbandsvorsitzenden an die Vettern ehrend erinnern, die seit der Gründung unseres Verbandes im Jahre 1875 sich für sein und der Familie Blühen und Gedeihen einsetzten.

Die ersten Vorsitzenden unseres Kirchbachschen Familienverbandes seit seiner Gründung am 17. Mai 1875

1875 – 1885Carl (218)
Oberlandforstmeister
*1799, †1893
1885 – 1887Graf Hugo (372)
Kgl Preuß. General der Infantrie
*1809, †1887
siehe Wikipedia
1888 – 1894Freiherr August (102)
Kgl. Preuß. Oberst
*1809, †1894
1895 – 1914Hugo (219)
Kgl. Sächs. Geheimer Rat
*1833, †1914
1915 – 1928Carl (257)
Kgl. Sächs. Präsident der Staatseisenbahnen
*1847 – †1929
siehe Wikipedia
1929 – 1951Ewald (230)
Oberregierungsrat
*1871 – 1953
1951 – 1965Graf Hans Hugo (377)
Oberst
*1887 – 1972
1965 – 1989Erwin (240)
Dipl. Ing. und Bundesbahndirektor
*1910, †1994
1989 – 1998Alexander (152)
Privat-Forstdirektor
*1925
1998 – 2004Eckart (272)
Dr. Jur., Industr. Direktor
*1933
2004 – 2016Hans-Peter (277)
*1941
siehe Wikipedia
2016 – heuteFriedrich Johannes (263a)
*1953

Stammfolge

I(1)Paul Kirchbach (Kyrpach)
um 1450, † vor 1522
Bürger und Tuchmacher zu Roßwein

Kinder:

II(2)1. Valten
II(3)2. Paul (II)
siehe älterer Hauptstamm
II(346)3. Matthes
siehe Mittlerer Hauptstamm
II(460)4. Peter
siehe Jüngerer Hauptstamm
II(480)5. Tochter (kein Name)
Rosswein, Ende 18. Jh.

Älterer Hauptstamm

II(3)Paul (II) Kirchbach
* um 1480, † 1540
Bürger und Tuchmacher zu Roßwein
∞ I. …; ∞ II. Elisabeth…, † nach 1546

Kinder erster Ehe:

III(4)1. Hans
*…; † nach 1572
Bürger und Tuchmacher in Roßwein
III(5)2. Tochter
*…; † nach 1544
∞ vor 1528 mit Thomas Fuxhol
III(6)3. Tochter
*…, † nach 1544
∞ mit Benedix Sinner
III(7)4. Tochter
*…, † nach 1544
∞ mit Simon Kaldofen

Kinder zweiter Ehe:

III(8)5. Urban
erwähnt 1531 und 1540
1544 nicht mehr in Roßwein ansässig
1534 und 1536 als Neubürger in Grimma aufgenommen
III(9)6. Paul (III)
* Roßwein 1522, † Staucha 1587
1554 bis 1587 erster evangelischer Pfarrer in Staucha
und Adjunctus der Superintendanz Oschatz
∞… mit einer früheren Nonne aus dem Mühlberger Kloster

Enkel:

IV(19)1.) Paul (IV)
* Gottesgab (Böhmen) um 1545/59, †1607
Afraner, studiert 1566/68 in Wittenberg und Leipzig
1570 Kantor in Frankenberg (bei Chemnitz)
1571 Diakon in Geyer
1576 Pastor in neukirchen bei Nossen
∞ … Catarina Röder,
Tochter des Mag. Hieronymus Röder und einer geb. Quos.